Am 5. Oktober war Weltlehrertag. Die globale Dachorganisation der Bildungsgewerkschaften, die Bildungsinternationale, stellt ihn in diesem Jahr unter das Motto: „Lehrkräfte wertschätzen, ihren Status verbessern“ (Valuing Teachers, Improving their Status).
„Ein wertschätzender Umgang setzt eine Empfänglichkeit für die Bedürfnisse des Gegenübers voraus. Die Politik ist aber oft so weit entfernt von dem Alltag an der Schule, dass Entscheidungen ohne Realitätsbezug getroffen werden. Das ist unverantwortlich und entbehrt jeder Wertschätzung für Lehrkräfte“, sagt Udo Beckmann, VBE-Bundesvorsitzender.
Schon in einer im Februar veröffentlichten Forsa-Umfrage im Auftrag des VBE zur Zufriedenheit im Lehrerberuf gaben 85 Prozent der Befragten an, dass sie es als besonders belastend ansehen, dass die Politik bei ihren Entscheidungen den tatsächlichen Schulalltag nicht beachte. Beckmann kommentiert: „Es könnte so einfach sein. Wenn die Politik ihren Worten auch Taten, das heißt die notwendigen personellen und sächlichen Ausstattung, folgen lassen würde. Anstatt in Sonntagsreden Luftschlösser zu entwerfen, einfach Schulen bauen.“
Inklusion, das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Förderbedarf also, die steigende Heterogenität der Lerngruppen und die Integration von Flüchtlingen sind Herausforderungen an die Schule, die es nach Politikwillen gleichzeitig und ohne übermäßige, zusätzliche Ressourcen zu bewältigen gilt. „Lehrkräfte sind keine Artisten. Schaffen sie es jedoch, drei Bälle gleichzeitig zu jonglieren, wird ihnen einfach ein Vierter zugeworfen. In der Politik herrscht eine große Selbstverständlichkeit darüber, was Lehrkräfte allein, in zu kleinen Schulräumen mit zu großen Lerngruppen alles zu schaffen haben. Das ist nicht nur eine Gefahr für die Lehrergesundheit, sondern schadet auch dem Image des Lehrerberufs“, warnt Beckmann.
Gerade in Zeiten akuten Lehrermangels sollte die Attraktivität des Lehrerberufs gesteigert werden. Momentan fehlen in Deutschland mindestens 30.000 Lehrkräfte. In manchen Bundesländern können nicht einmal die Altersabgänge mit den Neueinstellungen gedeckt werden. „Es braucht bessere Konditionen, um Anreize zu setzen, in der Schule zu unterrichten. Alle Lehrer müssen verbeamtet werden und Lehrkräfte müssen unabhängig von Schulform und Schulstufe gleich bezahlt werden“, fordert der VBE-Bundesvorsitzende. ♦