13. Februar 2024

Forsa-Umfrage zur Digitalisierung

„Ein Digitalpakt für die Ewigkeit, wenn man so möchte.“

VBE: Kraftakt notwendig, um Gleichwertigkeit zu sichern

Repräsentative forsa-Befragung von Schulleitungen im Auftrag des VBE legt offen: Nach Ausstattungsschub sind noch immer an 10 Prozent der Schulen keine Klassensätze an digitalen Endgeräten verfügbar.

  • Schulleitungen plädieren für weitere finanzielle Hilfen des Bundes.
  • VBE fordert gemeinsamen Kraftakt von Bund, Ländern und Kommunen, um Infrastruktur, Ausstattung, Wartung und Support sicherzustellen und die Ausführung durch externe Fachkräfte zu ermöglichen.
  • 80 Prozent der Schulleitungen geben an, dass mindestens die Hälfte bis alle Lehrkräfte an ihrer Schule eine Fortbildung gemacht haben.

Während der Trend längst in Richtung des Einsatzes künstlicher Intelligenz zeigt, hinkt die Ausstattung an jeder zehnten Schule soweit hinterher, dass nicht einmal einzelne Klassensätze digitaler Endgeräte vorhanden sind. Das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Schulleitungen zum Thema „Digitalisierung“, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des VBE (Verband Bildung und Erziehung) durchgeführt hat. Dessen Bundesvorsitzender, Gerhard Brand, kommentiert dies: „Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist eklatant. Während die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz in einer Stellungnahme empfiehlt, ab der weiterführenden Schule den Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu trainieren, steht jede zehnte Schulleitung ohne Geräte da. Da endet die Gleichwertigkeit der Lernverhältnisse. Mit dem, was die Schülerinnen und Schüler an Endgeräten mitbringen und den dazugehörigen, verschiedensten Systemen muss die Lehrkraft dann umgehen. Das ist eine Zumutung, ineffektiv, fehleranfällig und unwürdig für das Jahr 2024.“

Nach ersten Anlaufschwierigkeiten aufgrund der deutlich zu hohen bürokratischen Hürden wurde der Digitalpakt in der Folge sehr gut angenommen. Nur wenige Schulleitungen geben an, keinen Antrag zur Förderung gestellt zu haben. Allerdings zeigt sich, dass weitere Mittel benötigt werden. Drei Viertel der Schulleitung, deren Schulen bereits gefördert wurden, geben dies an. Der Bundesvorsitzende sieht das als Beweis der vielfältigen Herausforderungen an: „Zum einen haben noch nicht alle Schulen Klassensätze an Geräten, zum anderen wissen wir aus vorhergehenden Befragungen, dass auch die Infrastruktur mit Breitbandinternet und WLAN in den Räumen noch nicht optimal ist. Und während die letzten noch keine Geräte haben, veralten die zuerst ausgegebenen schon wieder. Es fehlt an einer nachhaltigen Vision für eine stets auf einem guten technischen Stand ausgestatteten Schule. Ausstattung, Wartung, Support: All das darf nicht auf den Schultern einzelner Engagierter liegen. Es braucht externe Unterstützung durch dafür ausgebildete Fachkräfte und Entlastungen in Höhe der tatsächlich benötigten Zeit für die Lehr-kräfte. Was nun notwendig ist, ist ein Kraftakt von Bund, Ländern und Kommunen, die gemeinsam und nachhaltig, flächendeckend und langfristig die Digitalisierung an Schulen sichern. Ein Digitalpakt für die Ewigkeit, wenn man so möchte.“

Ein Lichtblick hat die Studie. So geben 80 Prozent der befragten Schulleitungen an, dass mindestens die Hälfte bis fast alle der Lehrkräfte ihrer Schule bereits Fortbildungen zum Thema „Digitalisierung“ wahrgenommen haben. Brand erläutert: „Wer eine Fortbildung wahrnimmt, teilt das neue Wissen auch mit dem Kollegium. Wir können also davon ausgehen, dass an diesen Schulen ein solider Kenntnisstand zum Arbeiten mit digitalen Endgeräten gewährleistet ist. In Zeiten des Lehrkräftemangels ist es zudem nicht selbstverständlich, dass Lehrkräfte an Fortbildungen teilnehmen können. Umso mehr freut es uns, dass die Entwicklungen deutlich in die Richtung eines immer stärkeren Wissenszuwachses gehen. Das ist dringend notwendig, da es auf dem Feld gerade in den letzten Jahren und erwartbar auch in den nächsten zu enormen Veränderungen kommen wird.“

Neben dem dringenden Appell an die politisch Verantwortlichen, gemeinsam die Finanzierung zu sichern und Planungssicherheit herzustellen, fordert der VBE:

  • Lehrkräfte entlasten, entweder durch externe Unterstützung oder Entlastungstunden in Höhe der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit.
  • Gleichwertigkeit der Lernverhältnisse sichern, indem die Infrastruktur entsprechend optimiert wird (Glasfaserausbau/Breitbandinternet).
  • Rechtssicherheit schaffen (Datenschutz und Haftbarkeit).
  • Fortbildungsangebote sowohl quantitativ als auch qualitativ weiter ausbauen und die Nutzung der Angebote möglich machen.
  • Digitalisierung als Thema in der Lehrkräfteausbildung fest verankern und methodisch gut aufbereitet vermitteln.

Hintergrund:

Der VBE hat forsa damit beauftragt, Schulleitungen zu ihrer Berufszufriedenheit, Aspekten der Nachhaltigkeit und zum Stand der Digitalisierung an ihrer Schule zu befragen. Die repräsentative forsa-Umfrage unter mehr als 1.300 Schulleitungen fand im September und Oktober 2023 statt. Der erste Teil der Befragung wurde im Rahmen des Deutschen Schulleitungskongresses im November 2023 veröffentlicht. Die Ergebnisse finden sich auf der VBE-Webseite.