Auf dem 74. Vertretertag haben sich die Mitglieder der Fachgewerkschaft VBE-Berlin deutlich positioniert.
Die Inklusion ist an den allgemeinbildenden Berliner Schulen gescheitert und es ist notwendig, mit der Politik und der Öffentlichkeit darüber in die Diskussion zu gehen.
Zu viele Schulkinder mit sonderpädagogischen Förderbedarfen werden von Lehrkräften ohne sonderpädagogische Ausbildung, Lehrkräften ohne volle Lehrbefähigung oder Seiteneinsteigern unterrichtet. Durch den Lehrkräftemangel werden Förderstunden zu Vertretungszwecken genutzt, ein normaler Schulalltag ist in Schulen mit teilweise nur 73% Lehrkräfteausstattung ohnehin kaum machbar. Zudem sind Schulklassen mit Inklusionskindern in Berlin viel zu groß, hier sollte die Grenze bei 16 Schulkindern liegen. Eine fachlich qualifizierte Förderung findet unter den Berliner Bedingungen kaum statt.
Die zunehmende Einrichtung von Kleinklassen an allgemeinbildenden Schulen ist eine Form der Exklusion unter dem Deckmantel der inklusiven Schule, statt einer Investition in echte inklusive Schulformen.
Die Wirklichkeit an Berliner Schulen ist mittlerweile weit entfernt von den idealen Sonderbedingungen des Berliner Schulversuchs zur Inklusion. Die Schulkinder müssen immer länger betreut und beschult werden, die Ausstattung der Schulen wird weiter gekürzt, Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen werden als Vertretungskräfte zweckentfremdet und Pädagogische Unterrichtshilfen sind am Arbeitsmarkt kaum zu finden. Fast 3000 Schulkinder mit besonderen Förderbedarfen müssen verkürzt beschult werden, weil die Rahmenbedingungen für eine echte inklusive Beschulung nicht gegeben sind. Eltern und Lehrkräfte verzweifeln an diesem unhaltbaren Zustand.
Die Bereitschaft in einer inklusiven Schule zu arbeiten ist bei fast allen Lehrkräften ungebrochen vorhanden. Wo aber die Rahmenbedingungen nicht stimmen und das Schulpersonal überlastet wird, schwindet die Kraft in der schulischen Inklusion zu arbeiten.
Die Beantragung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs dauert zudem viel zu lange. Einmütig berichten die Lehrkräfte, dass sich die Verfahren bis zu einem Jahr hinziehen können, weil es an Kapazitäten für medizinische Diagnostik mangeln würde und die Wartezeiten in den kinderärztlichen Praxen entsprechend lang sind. Es wird Zeit, dass sich Politik und Öffentlichkeit über die Anforderungen und Kosten einer funktionierenden Inklusion verständigen.