21. September 2018

Quereinsteiger-Studie der Bertelsmann Stiftung

Hohe Quereinsteigerquote in Brennpunkten verschärft schlechtere Startbedingungen für Kinder

„Die Studie zeigt einen Teufelskreis, der sich zunehmend in eine nach unten führende Spirale entwickelt.

Erst wurden durch Fehlplanungen der Kultusministerien zu wenig Lehrkräfte eingestellt, nun werden deshalb vermehrt Quereinsteigende angestellt, die jedoch zum einen in der Regel nicht ausreichend vorqualifiziert werden und zum anderen deutlich häufiger an Schulen zu finden sind, deren Schülerklientel erhöhte pädagogische Anforderungen an die Unterrichtenden stellt. So werden die schwierigeren Startbedingungen dieser Kinder noch verschärft. Die Politik muss sich fragen lassen, wie sie das sehenden Auges zulassen kann“, kommentiert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), die Studie der Bertelsmann Stiftung „Lehrkräfte im Quereinstieg“.

In der Studie wird herausgestellt, dass im Schuljahr 2017/2018 durchschnittlich 6,5 Prozent Quereinsteigende an Schulen in Berlin unterrichten. An Schulen, an denen der Anteil von lernmittelbefreiten Kindern die 80 Prozent-Marke überschreitet, sind es jedoch durchschnittlich 10 Prozent. Tendenz steigend. Beckmann weist zudem auf die enorm hohe Varianz hin. Denn während an 16 Prozent der Berliner Schulen gar keine Quereinsteigenden unterrichten, liegt der Anteil von Quereinsteigenden an einem Fünftel der Schulen sogar bei über 10 Prozent. Dies sei nur die Spitze des Eisberges, kommentiert Beckmann, denn: „Die Statistik erfasst nur, wer momentan in einer entsprechenden Ausbildungsphase ist. Danach werden die Quereinsteigenden ‚unsichtbar gemacht‘. Es liegt also auf der Hand, dass faktisch sogar ein noch höherer Anteil an nicht originär ausgebildeten Lehrkräften an den Schulen unterrichtet. Das kann entscheidende Folgen für die pädagogische Qualität haben.“ Der VBE-Bundesvorsitzende betont dabei, dass Quereinsteigende eine Bereicherung für das Kollegium sein können – wenn sie angemessen vorqualifiziert und berufsbegleitend weiterqualifiziert werden.

Den Vorschlag, bereits pensionierte Lehrkräfte gezielt für die Ausbildung der Quereinsteigenden anzuwerben, bewertet der VBE-Chef positiv und fügt hinzu: „Wir wissen, dass viele Lehrkräfte schon vor ihrer Pensionierung kürzertreten möchten. Die Möglichkeit, die letzten Dienstjahre als Ausbilder zu arbeiten, kann für sie sehr attraktiv sein. So profitieren die Frischlinge von den alten Hasen, können aber trotzdem ihre eigenen Erfahrungen, zum Beispiel aus der Wirtschaft, gewinnbringend einsetzen.“

VBE Bund, 13.09.2018